Das dritte Schlachtfeld

Wenn eine Fontanewanderung an einem S-Bahnhof startet, erhofft sich der Veranstalter viele Teilnehmer. Diese Hoffnung erhält noch "Nährboden", wenn die Zielorte sämtlichst im Bereich der Berliner C-Tarifzone liegen. Wir durften uns also über viel Teilnehmer freuen - so dachten wir jedenfalls.

Der Veranstaltungstag machte allerdings die Hoffnungen zunichte. Am Start fand sich leider nur ein kleines Grüppchen von 15 Leuten ein.

Epitaph Heinersdorf Mag ja sein, dass einige Angst vor dem Schlachtfeld hatten, oder meinten, dass der Berliner Speckgürtel keine Wandergegend sei. Aber wer an den bisherigen Fontanewanderungen teilgenommen hat, dem müsste doch klar sein, dass wir als Organisatoren in jedem Waldstück - und sei es noch so schmal - einen schönen Wanderweg finden!

Doch nun will ich nicht weiter jammern, denn das hat die Strecke der 2017er Fontanewanderung wirklich nicht verdient. Wir wanderten also kurz nach 8:00 Uhr (nachdem wir noch zwei S-Bahnen abgewartet hatten - man weiß ja nie) am S-Bf. Teltow-Stadt los. ehem. Herrenhaus KleinbeerenDie Gruppe war sehr homogen, obwohl für einige Wanderfreunde fest stand, dass sie nicht die ganze Strecke mitkommen werden. Schon in Teltow lernten wir in der Brenninkmeijer-Siedlung etwas kennen, was viele der Wandergruppe gar nicht wussten: Hier entstanden ab 1932 sechs Doppelhäuser und zwölf Zweigeschosser – Wohnraum für zusammen 36 kinderreiche Familien. Unser Weg führte uns dann nach Heinersdorf. Die Kirche wurde zwar wegen Einsturzgefahr nach teilweiser Kriegszerstörung gesprengt, jedoch hat man vorher die Epitaphien, von denen Theodor Fontane in seinen Wanderungen berichtet, gesichert. Sie stehen nun auf dem Friedhof des Dorfes.

Wir wanderten vorbei an dem ehemaligen Stadtgut Birkholz und einigen Feldern, die von der anbrechenden Spargelzeit kündeten. Im Vorbeigehen lernten wir, wie früher die Berliner Abwässer auf die Rieselfelder gelangten, und trafen endlich in Kleinbeeren ein, wo wir uns unsere erste Pause genehmigten. Der Ort war übrigens früher größer als Großbeeren und so verwundert es nicht, dass es hier ein großartiges Herrenhaus gibt, welches zur Zeit wieder "auf Vordermann" gebracht wird - will heißen die schönen Stufengiebel sind schon fertig.

Kirche Großbeeren Gedenkturm Großbeeren Nach der Pause war es nicht mehr weit bis Großbeeren. Schon von weitem sahen wir den Denkmalsturm und waren gespannt, ob es mit der "integrierten Ortsführung" klappt. Zur großen Freude des Wanderleiters stand die Tür zum Turm offen und drinnen erwartete uns unsere Begleiterin durch Großbeeren. Sie machte uns zunächst mit allerlei Interessantem von der Schlacht bekannt. Dann konnten wir vom Turm die Aussicht genießen und erhielten schließlich noch eine kleine Kirchenführung. Hinter der Kirche erfuhren wir, dass es den dort stehenden Obelisken nur vier Mal auf der Welt gibt. Nach der Kirchenbesichtigung machten wir noch einen Abstecher zur Bülowpyramide. Die vierte Sehenswürdigkeit von Großbeeren sind zweifelslos die Rieselfelder. Hier wurden also bis 1996 die Berliner Abwässer verrieselt. Inzwischen hat sich die denkmalgeschützte Anlage in einen schönen Landschaftspark verwandelt.

Im zweiten Teil der Wanderung liefen wir durch "Gegend", wobei das keinesfalls abwertend gemeint ist. Wir machten am Wegesrand noch einmal eine Pause - und trafen in Genshagen leider 10 Minuten nach der Abfahrt des Busses ein. Pech für die Teilnehmer der 25-km-Strecke, die nun fast eine geschlagene Stunde an der Bushaltestelle warten mussten. Sie hätten natürlich auch in den Schlosspark oder den Dorfkrug gehen können. Freilich wären das noch ein paar Meter mehr gewesen.

ehem. Herrenhaus Löwenbruch Und während die anderen auf ihren Bus lauerten liefen wir in Richtung Löwenbruch weiter. Auch diesen Ort hat Theodor Fontane besucht, denn hier lebte die Familie von dem Knesebeck. Das Herrenhaus erstrahlt ebenfalls wieder in früherem Glanz und wir kehrten gegenüber desselben ein, um uns für die letzten Kilometer mit einem Bier zu rüsten. Vorher gab der Wanderleiter noch die Instruktion, den Aufenthalt dort nicht unnötig in die Länge zu ziehen, denn er wollte ja, dass die Gruppe den Zug in Thyrow erreicht. Die Sorgen waren aber unbegründet, denn die kleine Mannschaft lief wie geschmiert über Kerzendorf dem Ziel entgegen. Auf dem Thyrower Weinberg konnten wir auch noch eine Pause einlegen, denn hier war es schöner als auf dem Bahnsteig, auch wenn es hier schon lange keinen Wein mehr gibt.

Alles in allem war es wieder eine sehr schöne Fontanewanderung. Bei schönem Wanderwetter haben wir sehr viel Interessantes erfahren und die Zeit verging wie im Fluge. Ich habe mich gefreut, wieder einige neue Gesichter bei der Wanderung zu sehen, freute mich aber ebenso über die "Stammgäste".

Und wer jetzt neugierig geworden ist und nicht bis zur Wiederholung im Herbst irgend eines Jahres warten will, kann sich das Teilnehmerheft in unserem Internetshop bestellen.

Egon Poppe




Die Mücken fehlten

Rathaus Trebbin Traditionsgemäß ist unsere Herbstwanderung eine "aus der Konserve", will heißen, dass wir sie schon einmal - in diesem Fall im Jahr 2012 - durchführten. Da liegt natürlich gleich eine Frage auf der Hand: Ist die Strecke nach 5 Jahren noch genauso belaufbar wie damals? Doch berichten wir der Reihe nach.

An einem herrlichen Septembertag starteten 13 Wanderer am Bahnhof Trebbin. Die Strecke war so konzipiert, dass man unterwegs "aussteigen" kann, wenn man nicht die ganzen 38 km wandern möchte. Die einzige Ausstiegsmöglichkeit war nach 23 km in Fresdorf, denn von Blankensee fuhr ja schon bei der ersten Auflage der Wanderung kein öffentliches Verkehrsmittel. Schon der erste Zwischenstopp in Trebbin erwies sich interessant, denn der Wanderleiter zitierte aus Fontanes Wanderungen. Der zweite Stopp war auf dem Vorderen Löwendorfer Berg. Da hat man inzwischen den Aussichtsturm fertig gestellt und wer wollte konnte sich die vor uns liegende Wanderstrecke schon einmal aus der (Fast-)Vogelpespektive ansehen. Beim Abstieg wählten wir einen schöneren Weg als im Heft beschrieben war, liefen durch eine kleine Schlucht - und landeten am Ende im Dickicht. Das Stück Wegelosigkeit haben mir die Mitwanderer nicht verübelt, dafür fanden wir uns später im Garten einer Gaststätte wieder, obwohl wir einem markierten Weg folgten. (War das vom Markierer so beabsichtigt?)

Nuthe bei Trebbin Parkeingang Blankensee Für eine Einkehr war es ja noch zu früh und so schritten wir frohen Mutes auf die Glauer Berge zu. Diejenigen, die bereits 2012 mit von der Partie waren (glücklicherweise nur zwei) wussten, was sie hier erwartet. Doch diesmal blieben die kleinen Blutsauger aus oder hielten sich etwas zurück. So konnten wir auf dem dritten Berg ungestört eine kleine Pause einlegen und auf dem Kapellenberg hören, wie Fontane dorthin gefunden hat. Eine Kapelle gibt es dort seit 150 Jahren nicht mehr, aber auf dem gesamten Kammweg äußerst viele sandige Stellen - ein kleiner Vorgeschmack auf das Ende unserer Wanderung.

Blankensee war nun nicht mehr weit und der Schlosspark sehr schön anzusehen. Nachdem wir diesen durch das Portal verlassen und auch dem Dorf den Rücken gekehrt hatten stand der sicherlich schlimmste Teil der ganzen Wanderung an: Die Verbindungsstraße nach Stücken. Das ist eigentlich ein Asphaltweg, so schmal, dass keine zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Doch heute müssen sich alle PKW der Umgebung verabredet haben, ausgerechnet zu der Zeit, als wir dort aufkreuzten, hier unterwegs zu sein. Ein Glück, dass unser Weg nur 2,3 km auf dieser Straße verlief. Dann ging es wieder in die Berge.

Abstieg vom Hohen Berg Durch die Fresdorfer Heide Auf dem Hohen Berg gab es eine kleine Sitzgruppe - ideal für uns zur Mittagspause. Dann legten wir die restlichen Kilometer bis nach Fresdorf zurück, von wo aus ein Bus fünf Wanderer nach Hause fuhr. Ein Teilnehmer hatte sich schon vor dem Hohen Berg verabschiedet. Er hat sich per E-Mail bei uns gemeldet, was besagt, dass auch er gut zuhause angekommen ist. Acht Wanderer nahmen nun die restliche Strecke in Angriff. Acht? Ja, acht - denn an der Feuerwehr in Fresdorf lauerte schon Uschi auf uns.

Kontinuierlich bergauf erklommen wir den fast 91 m hohen Backofenberg. Man brauchte bei der hier gefühlten Temperatur wirklich nicht nach dem Namen des Berges zu fragen. Nach einer kurzen Rast ging es weiter. Leider existieren die Radioteleskope des Observatoriums für Solare Radioastronomie seit 2014 nicht mehr und so zeigt sich wieder einmal, dass man die betagten Streckenbeschreibungen richtig interpretieren muss. Es werden eben nicht nur aus Schonungen ausgewachsene Wälder sondern es gehen auch mal andere Objekte verloren!

Auf geheimen Pfaden wanderten wir anschließend durch das Saarmunder Elsbruch und kletterten dann auf die letzten beiden Berge unserer Wanderung: den Saarmunder Berg und den Eichberg. Bei beiden bekamen wir wieder einen rechten Eindruck von der "Märkischen Streusandbüchse" und fanden, dass man einmal hierher wandern sollte, wenn die Heide in voller Blüte Am Saarmunder Berg Kirche saarmundsteht.

Schnell waren der Abstieg geschafft und Saarmund erreicht - etwas zu schnell, denn wir mussten noch eine dreiviertel Stunde auf unseren Zug warten, was am Bahnhof Saarmund nun wirklich keinen Spaß macht.

Alles in allem war es eine schöne Wanderung. Die Streckenbeschreibung, die einer der Teilnehmer aufmerksam mitlas, "funktionierte" noch und ich freute mich über die vielen Gäste bei dieser Fontanewanderung und die gute Stimmung. Die neun Berge hatten es allerdings in sich. Wenn man die Anstiege zusammenzählt, sind wir immerhin 330 m aufgestiegen - und das in Brandenburg. Manche der Mitwanderer hätten nicht gedacht, dass es hier so viele Berge gibt. Aber dafür sind die Strecken im kommenden Jahr wieder flacher.

Auch von diesem Heft haben wir noch eine Menge vorrätig, die Sie über unseren Internetshop erwerben können.

Egon Poppe

Streckenprofil